Armin Schanz Art

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Armin Schanz: Manifest des Semsitivismus, 1982; Auszüge

DER SENSITIVISMUS ist eine Revolution der Gedankengänge, meditative Ausgeburt einer Inspirationsschwemme,paroxysmaler sensitiver Inspirationsgedanken. Die malerische Interpre­tation des Inspirationsgedankens ist dargestellte, sichtbargemachte Poesie. Es lässt sich somit sagen, sensitivistische Gedanken erhält man durch paroxysmal meditative Trancezustände. Diese Gedanken können in materialisierter Poesie ejakulieren.

Ein entscheidendes Merkmal des Sensitivismus ist der Ausschnitt­charakter. Wir nehmen immer nur einen bestimmten Ausschnitt unserer Umwelt, die uns als Realität erscheint, wahr. Manche Dinge sind verdeckt, andere liegen nicht in unserem Blick­winkel oder lassen sich aus anderen Gründen nicht mit unseren Sinnesorganen erfassen und gehen somit für unsere Wahrnehmung verloren. (...) Der Maler hält vor seinem geistigen Auge einen Bildträger (...) vor die Realität. Der Teil der Realität, der sich hinter dem Bildträger befindet ist nun verdeckt, er hat sich dem realen Auge entzogen, gerade aber diesen Teil macht der Maler nun auf dem Bildträger sichtbar. (...) Den Rest kennt nur der Maler, der spätere Betrachter jedoch nicht, er muss sich diesen Teil aus dem Fragment rekonstruieren, was gleichzeitig die eigene Kreativität des Betrachters an­regt. De facto wird der Blickwinkel des Betrachters reduziert (...) der Blickwinkel seines geistigen Auges jedoch erweitert. (...) Das Wesentliche des Bildes soll unmittelbar auf den ersten Blick erkennbar sein, es soll konfrontieren und auf die tieferliegende Poesie hinweisen, die nicht zwischen zu vielen Details versteckt sein darf. Nur so kann der Geist des Bildes zu seiner vollen Blüte reifen. (...) Das Sujet ist hypernaturalistisch, es werden übernatürliche Beziehungen, Begebenheiten, Erscheinungen und Erfindungen dargestellt. (...) Ausschlaggebend für das Sujet ist der Inspirationsgedanke. Die Farben eines sensitivistischen Bildes sind mehr auf ge­brochene Töne konzentriert. (...) Diese für ein sensitivistisches Bild entscheidenden Kriterien lassen sich auch auf nahezu alle künstlerischen Bereiche übertragen, wie die Bildhauerei, die Fotografie oder die Literatur. Der Sensitivismus ist nicht nur eine Revolution der Gedanken, sondern auch der Sehweise, ein radikales Aufbäumen gegen alte Sehgewohnheiten und gegen die Loslösung von dem durch die Natur festgelegten Ausgangs­punkt für alle künstlerischen Tätigkeiten. Der Sensitivismus ist eine sozial ökologische Rebellion - in der Kunst. Er benutzt den Kopf wie einen Revolver und den Geist wie eine goldeneKatze, die eine Revolution hervorruft und die man in seinem Schlafzimmer hält, und dabei scheint er so unschuldig wie ein ägyptischer Rubin. Schein weiter!

  

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