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cupere aude - Mut zur Begierde
"Ich male zumeist psychische Experiencen, i.e. ich setze Erlebnisse und Empfindungen, die ich in einem meditativen Trance-Zustand erfahre, in Sichtbares um. Diese meditative Trance ist das wichtigste Merkmal meiner Arbeit. Ich versetze mich hierfür in einen übersensitivierten Zustand, der über Tage hinweg anhalten kann. DieseMethode ermöglicht mir eine absoluteBewusstseinswahrnehmung unter Zerstörung sämtlicher psychischer Reduktionsmechanismen, jenseits jeder ästhetischen und ethischen Überlegungen. Dadurch dringe ich bis zu den Antipoden meiner Psyche vor. Meine Bilder lassen sich als eingefrorene Momentaufnahmen dieser immer wieder neu durchlebten Erfahrungen ansehen. Auch die Betrachter, die mit meinen Bildern konfrontiert werden, sollen mit einem Katharsis-Effekt eigene psychische Experiencen erleben.
Im Zustand dieser meditativen Trance sind meine nach innen gerichteten Augen wie glühende Sterne in der Sonne, weiße galoppierende Pferde auf vereisten Feldern, gefrorene Seelen der Vergänglichkeit. Ich werde zum Kopffüßler mit einem riesigen, übersensitivierten Kopf, der seine Pflastersteine sprengt. Der Körper reduziert auf die Beine, die den Kopf fortbewegen, Beine mit androgynen Füßen.
Kopffüßler-Mentalität: aufschäumende Begierde, neugierige Augen umkreisen Befriedigung wie Fliegen das Aas.
Ein wichtiges Hilfsmittel fürdas Erlangen dieser meditativenTrance-Zustände, aber auch während des übersensitivierten Zustandes, ist Musik, die Musik von Tyrannosaurus Rex und Hawkwind. Diese Musik zählt mit vielen anderen Elementen zu meiner wichtigsten Inspirationsquelle.
Psychische Vorgänge werden durch Bewegung und Verzerrung sichtbar. Ich male Körper, die sich in der Kontemplation befinden, eine psychische Experience haben. Die psychischen Vorgänge durchdringen die Materie der Körper, reißen sie auf, verzerren sie. Die Materie wird durch die psychischen Einflüsse verändert, zerstört, aber dadurch befreit durch eine neue Dimension. An der Verzerrung und Entstellung lassen sich die psychischen Vorgänge ablesen. Bewegung als Aufschrei, als psychische Explosion der Materie.
In vielen meiner Arbeiten hat der Malgrund eine besondere Bedeutung. Er ist nicht beliebig, sondern setzt sich aus Zeitungen, Zeitschriftenfetzen und anderen Objets trouvé zusammen. Diese Objets trouvé haben alle einen besonderen Bezug zu den Zeiten gesteigerter Reizempfindlichkeit, die den meditativen Trance-Zuständenvorangehen oder ihnen folgen und sehr konsekutiv sein können. Es sind somit Gegenstände, die Empfindungen suggerieren oder tatsächlich auslösen können, Gegenstände mit kontemplativer Bedeutung." Armin Schanz 1987
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